Gastspiel des Landestheaters Detmold
Mittwoch, 30.03.2022
Bürgerhaus, Beginn 19.30 Uhr
Heinrich Böll
Ansichten eines Clowns
Schauspiel
Hans Schnier, Spross einer vor kurzem noch stramm nationalsozialistischen Industriellenfamilie, die zu Wirtschaftswunderzeiten erneut erfolgreich ist, entscheidet sich bewusst anders: gegen eine sichere Karriere als Politiker oder Unternehmer. Sein Brot ausgerechnet als Komiker zu verdienen, läuft zunächst gar nicht schlecht. Doch auch jenseits der Bühne kann der junge Komiker es nicht lassen, seiner Umgebung einen Spiegel vorzuhalten. Das führt in einer Zeit, in der sich niemand erinnern will, zwangsläufig zu Problemen. Als Marie, seine große Liebe, den passionierten Nonkonformisten nach sechs Jahren »wilder Ehe« ausgerechnet für einen angepassten Vorzeigekatholiken verlässt, ist Hans Schnier am persönlichen Tiefpunkt angekommen. Physisch und psychisch zutiefst verletzt, zieht der tragische Clown, einsam in seiner Heimatstadt Bonn gestrandet, Bilanz.
Bereits vor seiner vollständigen Veröffentlichung im Jahr 1963 sorgte Heinrich Bölls Roman im Nachkriegsdeutschland für heftige Diskussionen. 1975 wurde der Roman des Nobelpreisträgers, der selbst aus einer katholischen Familie stammte und sich in seinem Werk immer wieder kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzte, verfilmt. In Zeiten von erneut salonfähig gewordenem Rechtspopulismus in Europa erscheinen die »Ansichten eines Clowns« geradezu visionär.
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